Foto vom renovierten Künstlerhaus in Wien
Foto vom renovierten Künstlerhaus in Wien

Auftraggeber: 
Künstlerhaus Vereinigung und Albertina Modern

Bauzeit:
fertiggestellt 2020

Ort:
Wien, Österreich

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Renovierung des Wiener Künstlerhauses

STRABAG übernimmt die Sanierung des historischen Gebäudes

Die bewegte Geschichte des Wiener Künstlerhauses

Ende 1857 hatte Kaiser Franz Joseph I. die Entscheidung getroffen, die Stadtmauern in Wien abtragen zu lassen und die Wiener Ringstraße als repräsentative Prachtstraße zu errichten. So kam es auch, dass 1865 der Bau des Künstlerhauses, gegenüber der Karlskirche, am Ufer des damals noch offen fließenden Wienflusses, begonnen wurde. Bauherrin war die gleichnamige Künstlergenossenschaft. Es war dasselbe Jahr, in dem Kaiser Franz Joseph I. die neue Wiener Ringstraße eröffnete.

Seit der Eröffnung am 1.9.1868 – nach einer nur dreijährigen Bauphase – diente das Gebäude nicht nur für Kunstausstellungen. Immer wieder folgten aufwendige Umbauarbeiten. Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude zu einem Lazarett umfunktioniert, im Zweiten Weltkrieg als Getreidelager genutzt. 1945 diente es der sowjetischen Militärkommandatur als Unterkunft. Auch wenn in den Jahren danach immer wieder Bereiche des Gebäudes renoviert oder umgebaut wurden, fehlte aber für eine umfangreiche Generalsanierung bislang das Geld.

Revitalisierung und Instandsetzung historischer Details

Diese bewegte Geschichte hatte man dem Künstlerhaus angesehen – vom einst dagewesenen Prunk war beim Baustart 2017 wenig übrig. Die Privatstiftung der Familie Haselsteiner nahm sich des Projektes an und investierte € 51 Mio. in die Sanierung des historischen Gebäudes. Im Zuge einer aufwendigen Renovierungszeit von insgesamt drei Jahren wurde dem Künstlerhaus neues Leben eingehaucht. Es ist heute eines der modernsten Kunsthäuser des Landes.

Bei der Restaurierung der historische Elemente, wie zum Beispiel der imposanten Eingangshalle, legte man großen Wert auf die originalgetreue Wiederherstellung des Zustandes von 1868. Die Ausstellungsräume im Keller, Erdgeschoß und im ersten Stock wurden zu sogenannten „White Cubes“ umgebaut, die modernsten Anforderungen an ein state-of-the-art Museum entsprechen. Den Bestand mit diesen Anforderungen auf einen Nenner zu bringen, stellte die größte Herausforderung des Projekts dar. Schon allein statische und bauphysikalische Vorgaben und Normen unterscheiden sich grundlegend zu jenen, die vor 150 Jahren angewandt wurden.
Barrierefreiheit und die Brandschutzvorkehrungen mussten den sogenannten ICOM-Standards (International Council of Museums) angepasst werden, damit auch die wertvollsten Exponate ausgestellt werden dürfen. Eine klassische Sprinkleranlage kam zur Brandlöschung somit zum Beispiel nicht in Frage und in den Ausstellungsräumlichkeiten durfte es keinerlei wasserführende Haustechnik geben – eine haustechnische Herausforderung. Standardtechnik musste individuell an die Gegebenheiten des historischen Bestandes angepasst werden. Es fehlten zum Beispiel auch Wärmedämmungen und es gab nicht genug Fluchttreppen und -Wege. Aber auch das Dach musste generalsaniert werden.

Modernste Technik für Kunstmuseum

Zur Instandsetzung der historischen Details, wie zum Beispiel Holzelemente an Wänden oder Türen, Wandmalerei und Vergoldung, des historischen Terrazzobodens oder auch der Beleuchtung wurde im Vorfeld intensiv geforscht. Für einzelne Arbeiten gibt es auf der ganzen Welt nur noch eine Handvoll internationale Spezialistinnen und Spezialisten.Auch an der Außenfassade galt es das Rätsel zu klären, wie die Erstschicht der sechs- bis siebenfach übermalten Fassade ausgesehen hatte. Nun trägt das Künstlerhaus wieder den Anstrich in Originalfarbe und auch die Dekorelemente wurden originalgetreu wiederhergestellt.
Als das Projekt im Februar 2020 übergeben wurde, erstrahlte es im neuen Glanz. Die Ausstellungsräume werden bespielt von der Künstlerhaus Vereinigung und der Albertina Modern. Dass die Projektleitung dieser Revitalisierungsarbeiten von einem Unternehmen, welches federführend für Neubauten ist, geleitet und umgesetzt wurde, ist dabei umso bemerkenswerter.